Mein Pferd verstehen und als Mensch wachsen

Die Körpersprache des Pferdes verstehen reicht nicht aus (1)

Immer mehr Pferdebesitzer und Reiter wollen das Verhalten und die Körpersprache ihres Pferdes verstehen. Sie tun es mit der besten Absicht … und stoßen doch oft an ihre Grenzen. Das liegt fast nie daran, dass sie „unfähig“ wären oder sich zu wenig Mühe geben.

Der Grund ist vielmehr: Das Beobachten und Interpretieren der Körpersprache des Pferdes ist zu oberflächlich.

Probleme beim Beobachten der Körpersprache des Pferdes

1) Wenn wir die Körpersprache des Pferdes beobachten, sehen wir immer nur das, was das Pferd uns zeigt. Wir können nicht sehen, was wirklich im Pferd vorgeht.

2) Das Beobachten und Interpretieren der Körpersprache des Pferdes ist immer menschlich-subjektiv geprägt. Und das führt leider oft dazu, dass wir das Pferd nicht etwa verstehen sondern missverstehen.

 

Was wir sehen können, reicht nicht aus, um ein Pferd zu verstehen.

 

Ein weit verbreiteter Irrtum

Um ein Pferd zu verstehen, muss man seine Körpersprache verstehen“

Ich lese im Internet oft Sätze wie: „Wenn du die Pferdesprache besser interpretieren kannst, kannst du besser vermitteln, was du gerne von deinem Pferd möchtest, und auch besser nachvollziehen, weshalb es in manchen Situationen nicht so reagiert, wie du es dir wünschst.“

Aha? Wie kann man bitteschön durch das Interpretieren der Pferdesprache plötzlich seine eigenen Wünsche besser vermitteln? Und kann man durch das Beobachten eines bestimmten Verhaltens tatsächlich den wahren Grund nachvollziehen, weshalb ein Pferd anders reagiert, als man es gern hätte?

Ich denke, zum echten Verstehen eines Pferdes gehört mehr als nur das Beobachten und Interpretieren der Körpersprache des Pferdes!

Wieso Beobachten nicht ausreicht. Ein etwas überspitztes Beispiel

Nehmen wir an, dein Kind isst gern Spaghetti Bolognese (das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, stimmt’s?). Wenn du ihm eine Freude bereiten oder es für etwas belohnen möchtest, kochst du ihm also Spaghetti Bolognese.

Nehmen wir weiter an, du meinst es besonders gut und kochst deinem Kind plötzlich jeden Tag sein Lieblingsgericht.

 

Wie gern würdest du jeden Tag Spaghetti essen?


Irgendwann wird dein Kind denken, dass Spaghetti Bolognese zwar ganz lecker sind, aber einmal alle 14 Tage wäre genug. Es möchte gern auch mal wieder etwas anderes essen.

Jetzt gibt es mehrere mögliche Szenarien:

a) Dein Kind fängt an zu protestieren und sagt klar und unmissverständlich, was es möchte und was nicht. Darauf kannst du angemessen reagieren und weißt, womit du ihm wirklich eine Freude bereitest.

b) Dein Kind erkennt, dass die Spaghetti ein Zeichen deiner Liebe sind, und es möchte dich nicht enttäuschen. Also isst es die Spaghetti tapfer jeden Tag auf, obwohl es allmählich die Nase voll davon hat.
Von außen betrachtet sieht es aus, als wäre es glücklich, ständig Spaghetti zu bekommen.
Wenn man es fragte, ob das stimmt, würde es vielleicht herausplatzen, dass ihm die elenden Nudeln zum Hals heraushängen. Eine explosive Reaktion, weil es zu lange brav „mitgespielt“ hat.

c) Dein Kind reagiert zunehmend genervt, gereizt oder gelangweilt, wenn du ihm seine „geliebten Spaghetti“ vorsetzt. Irgendwann isst es sie einfach nicht mehr.
Von außen betrachtet sieht es so aus, als würde es keine Spaghetti mehr mögen (obwohl es nur etwas Abwechslung möchte). Oder man könnte meinen, es mag dich nicht mehr (was ihm gar nicht in den Sinn käme).

Es gibt natürlich weitere Möglichkeiten, aber ich denke, der Gedanke wird klar: Das, was wir von außen sehen können, ist oft etwas ganz anderes als das, was im Inneren vorgeht.

Das gilt für Menschen und genauso für Pferde!

 

Pferde sind uns ähnlicher als wir denken.

 

Die Körpersprache des Pferdes verstehen

Wie in jeder Beziehung mit einem anderen Menschen ist es ganz normal und natürlich, auf die Körpersprache des Pferdes zu achten. Das gibt bereits wichtige Hinweise, ob das Pferd gut oder schlecht gelaunt ist, ob es kraftvoll oder müde, abweisend oder zutraulich ist.

Begrüßt es seinen Reiter freudig, ist das selbstverständlich ein gutes Zeichen.

Folgt das Pferd den Anweisungen und Hilfen seines Reiters, freut er sich ebenfalls zurecht.

Und natürlich sind ein gesundes Fell, gute Hufe und Zähne positiv zu werten!

Was ist, wenn die Körpersprache etwas Negatives ausdrückt?

Aber was bedeutet es, wenn das Pferd seinen Reiter nicht freudig begrüßt? Lehnt es dann den Reiter ab? Ist es einfach mit dem falschen Huf aufgestanden? Oder möchte es mal seine Ruhe haben?

Woran liegt es, wenn ein Pferd den Anweisungen und Hilfen seines Reiters nicht folgt? Macht dann der Reiter etwas falsch? Oder das Pferd? Oder gibt es womöglich ganz andere Ursachen?

Was ist, wenn das Pferd schlechte Hufe oder Zähne hat, die trotz wiederholter Behandlungen nicht besser werden?

Was ist, wenn das Pferd ständig Probleme mit dem Rücken hat und der Osteopath fast schon zum Dauergast wird? Gibt es dafür vielleicht Ursachen, die man von außen – also durch Beobachten und Interpretieren – einfach nicht verstehen kann? (Ich sage: JA!)

 

Ist dein Pferd oft krank oder hat Probleme, für die sich keine Erklärung finden lässt?

 

Sind gute Zeichen tatsächlich immer nur positiv?

Ich denke, die Spaghetti-Geschichte hat klar gemacht, dass der „brave Spaghetti-Esser“ zwar nach außen ein schönes Bild liefert, es unter der Oberfläche aber brodelt. Das kann lange Zeit gut gehen, bis die Spaghetti irgendwann vom Tisch fliegen. Diese Reaktion ist dann oft so heftig, dass sie von außen betrachtet völlig verrückt erscheint.

Wie schon gesagt: Das alles gilt auch beim Pferd! Und ich weiß aus hunderten Pferdegesprächen: Auch unter einer „schönen, heilen Pferde-Körpersprache“ verstecken sich oft Probleme, die das Pferd einfach nicht zeigen möchte. Und die wir ebenfalls durch reines Beobachten nie herausfinden werden.

Was die Körpersprache des Pferdes bedeuten KANN

Das Beobachten der Körpersprache des Pferdes ist keineswegs immer falsch! Es KANN aber falsch sein.

Freudiges Begrüßen des Reiters KANN bedeuten, dass das Pferd erleichtert ist, eine Auszeit von seiner nervigen Herde zu bekommen. Oder dass es sich auf ein Leckerli freut, nicht auf den Reiter.

Wenn das Pferd den Anweisungen und Hilfen des Reiters anstandslos folgt, KANN das bedeuten, dass es Angst vor Schlägen hat, weil es in der Vergangenheit (bei einem Vorbesitzer) geschlagen wurde. Oder dass es ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat und sich nicht (zu)traut, seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse überhaupt ernst zu nehmen und zu äußern.

 

Ein sehr „braves Pferd“ kann ein geringes Selbstwertgefühl haben.

 

Gute Hufe, schönes Fell oder gesunde Zähne sind definitiv gute Zeichen, aber sie sagen dennoch nichts darüber aus, ob das Pferd sich auch so gut und gesund fühlt, wie es aussieht.

Bei Menschen kennen wir solche „verqueren Zusammenhänge“. Aber hättest du das bei Pferden erwartet?

Jedes Pferd ist einzigartig und reagiert auch so

Zwar reagieren die meisten Pferde, die schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, eher ablehnend und aggressiv (denn sie haben häufig Emotionsmüll), aber nicht alle Pferde sind gleich. Es gibt auch Pferde, deren Wille schier gebrochen wurde, so dass sie heute extrem gefügig sind. Oder die einfach jede Hoffnung aufgegeben haben, dass sie ernst genommen und respektiert werden und sich „brav“ in ihr Schicksal fügen.

Es mag für den Reiter angenehm bzw. bequem sein, wenn sein Pferd so extrem „brav“ ist – aber: Willst du das? Möchtest du nicht lieber wissen, wie es deinem Pferd wirklich geht, um einen neuen Weg zu finden, so dass ihr beide glücklich seid?

Hier gelangst du zur Fortsetzung: Die Körpersprache des Pferdes verstehen reicht nicht aus (2).

In diesem Video erzähle ich, wie meine Arbeit auch dir und deinem Pferd nützen kann.

 

 

Wenn du mehr über mich und meine Arbeit wissen möchtest, buche jetzt ein kostenfreies Kennenlerngespräch mit mir!


ÜBER DEN AUTOR

Autor

Über Nicole Luzar

Als Diplom-Biologin und PferdeDolmetscherin hat Nicole Luzar eine zuverlässige Art der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd entwickelt: die FTA-Methode (Fragen + Testen = Antwort). Heute vermittelt sie ihr Wissen an Reiter, die ihr Pferd in jeder Situation selbst verstehen möchten. Sie hält regelmäßig Vorträge und Seminare und stellt ihr Können in Live-Demonstrationen unter Beweis.

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